Sepp Sontheim zum Gedenken

Sepp Sontheim
Sepp Sontheim
Foto: Archiv Beni Eisenburg

Es war im Jahre 1929 als der Kiem Pauli auf seiner Sammlerfahrt nach Wörnsmühl kam. Dort in der Kuchl von der Burda-Mutter, haben der Burda Peppi und sein Freund, der Sontheim Sepp, dem Liedersammler vorgesungen. Dieser ermunterte sie beim Preissingen in Rottach-Egern mitzumachen. Nach anfänglichem Zögern fuhren die zwei „Seppen“ nach Rottach-Egern und errangen mit dem Lied „Da draußen im Wald schreit da Vogel gu-gu“, den 2. Platz und den 1. Rundfunkpreis. Die Heimreise dauerte einige Tage, immer wieder mussten sie zum Singen einkehren. Das Singen begleitete den Sepp sein ganzes Leben lang.

Am 11. Oktober 1903 in Durham bei Ellbach geboren, lernte ihm die Dickl-Mutter, eine Tirolerin, beim Kühe hüten schon Almlieder. Mit 17 Jahren sang er beim Leitzachtaler- Quartett, das waren lauter Bergleute.

Nach dem Preissingen taten sich Burda-Sontheim mit der 2. Preisträger Gruppe - Louis Treichl und Carl Vögele -zusammen. Als Kiem Paulis „Musterkofferl“ wurden sie bekannt. Nach einem Abend vor Lehrern im „Odeon“ in München sangen sie noch den Andachtsjodler. Alexander Berrsche, der berühmte Musikkritiker schrieb darüber: „Es war das Höchste, was man an beseeltem Ausdruck und verklärter Schönheit denken kann, ein tönendes Gebet.“

Kiem Paulis Musterkofferl - Carl Vögele, Lois Treichl, Pepi Burda, Sepp Sontheim
Das „Musterkofferl“ des Kiem Pauli
v.l. Carl Vögele, Lois Treichl, Pepi Burda, Sepp Sontheim
Foto: Archiv von Robert Westermeier

Viele Stationen folgten, 1932 das Preissingen in St. Johann in Tirol, 1938 in Belgien im Auftrag der Deutschen Akademie, auf Einladung der „Urania“ eine Reise nach Salzburg, Graz, Wels und Linz.

Bald kam die Zeit, wo sie die Joppe mit der Uniform vertauschen mussten. Der Burda Peppi kehrte aus Russland nicht mehr heim.

Nach dem Krieg sang der Sontheim Sepp, er war in Parsberg Wirt geworden, mit seinem Bruder Xari und dem Stöger Hansl aus Schliersee zusammen.

Nicht nur als Sänger, auch als Hochzeitslader war der Sepp gefragt und weitum bekannt. Über 500 Hochzeiten hat er als „Prograder“ geleitet. Wenn er mit seinem Bänder geschmückten Hochzeitslader-Stab voranging und nach dem Abendessen „abdankte“, war er in seinem Element.

Seine Sängererfahrung gab er bereitwillig an die Jugend weiter. In der Scharlinger Jugendherberge habe ich ihn noch erlebt, unter den jungen Sängern und Musikanten, schon von der Krankheit gezeichnet, aber er sang mit seiner hellen, kräftigen Stimme noch einen Jodler an. Vielen später bekannten Gruppen gab er gute Ratschläge und Lieder weiter. Den Roaner Sängerinnen, den Fischbachauer Sängerinnen, den Geschwistern Röpfl, den Pinzenauer Sängern, den Gebrüdern Rehm und anderen.

Sein vorbildliches Wirken wurde mit Auszeichnungen geehrt, der goldenen Rundfunk-Medaille, der Kiem-Pauli-Medaille und 1974 dem Bayerischen Verdienstorden.

Einige Rundfunkaufnahmen, auch mit seinem Sologesang, erinnern an diesen außergewöhnlichen Volkssänger. Als er am 6. Oktober 1978 starb, schrieb der Bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel: „Wir danken dem Sepp für seinen jahrzehntelangen Dienst an der bayerischen Volksmusik.“ Wir, die ihn noch erleben durften, danken ebenfalls dem Sepp für sein vorbildhaftes Wirken.

Eine große Freundesschar begleitete den Sepp zum Friedhof in Parsberg. In der Eligius-Kapelle in Rottach ließ Thomas Böck, der Begründer des Roßtages, eine Gedenktafel für den unvergessenen Volkssänger anbringen.

Beni Eisenburg

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