Heimat oder Volkslied?
Dort wo…!
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert kamen viele Menschen vom Land in die Städte. Sie waren die Träger der Heimatbewegung. Es wurden Heimatvereine, Trachtenvereine und Heimatmuseen gegründet, man hielt Heimatabende ab und man sang Heimatlieder. »Dort wo...«, so beginnen meist diese Lieder, sie drücken Wunschvorstellungen aus! Viele dieser Heimatlieder wurden vergessen, einige haben sich auf die Wanderschaft gemacht und werden immer noch gerne gesungen, etwa das Bozener Bergsteiger-Lied: »Wie ist die Welt so groß und weit...«, das Lied: »Zillertal du bist mei Freid...« oder das Bayrischzeller-Lied: »Dort wo die Glocken klingen hell...«.
Um den Tegernsee hat jede Gemeinde ihr Lied, doch meist sind sie vergessen, werden kaum noch gesungen. Gmund hat gleich drei Heimatlieder, von Xaver Stöger - genannt »Flederwisch« - stammt das Lied »Bin weit gewandert in der Welt...«, von Georg Stöger-Ostin »Wo die Mangfall scheidet...« und von Hans Hoff »Dort wo das Tegernseer Tal beginnt...«. Letzteres wird neuerdings wieder gesungen, zum Beispiel vom Gmünder Männerchor »Melodie«. Von Otto Heiligmann stammt das Lied »Mein Tegernsee...«, vertont von Karl Haller. Es wurde erstmals 1929 im Steinmetzsaal in Tegernsee bei einer Festveranstaltung des Turnvereins gesungen und dann 1930 auch beim Preissingen in Egern vom Tegernseer Doppelquartett des Musikvereins. Es gibt ein Egerner Lied, Text vom «Saliterervater« Johann Stadler, Ton und Satz von Rudi Bruhns »Wenn ich steh am Paraplui, drunt mein Egern liegt, juhui...« Ein zweites Egerer Lied stammt von Hansl Reiter, dem Schoßgeiger der berühmten Tegernseer Musikanten, es lautet »An Tegernsee, du kennst’n do, so fremd werst do net sei...?«
Kreuth hat auch zwei Heimatlieder, von Hans Schinner und von Lehrer Kirchgeßner, »I woaß a Tal so schö.....« das 1930 beim Preissingen von der Schäffler Anni gesungen wurde. Und es gibt noch ein Kühzagl-Lied von Georg Buchberger »Von der Kühzagl-Au...«, Bad Wiessee besingt ein Fritz Lanius und ein Ludwig Heuer »Du liebliches Tal...«.
Ist ein Heimatlied ein Volkslied? Johann Gottfried Herder hat 1773 das Wort »Volkslied« geprägt, er schreibt: »Ein Volkslied muss Wesen und Empfindung breiter Volksschichten ausdrücken.« Und der Historiker Karl Alexander von Müller meint: »Nicht alles was das Volk singt, ist deswegen schon ein Volkslied«
Ein Urteil, ob echt oder unecht, Volkslied oder Heimatlied ist gar nicht so einfach. Es gibt weniger gute Volkslieder und es gibt Heimatlieder mit guten Texten, bei beiden gibt es Unterschiede. Durch die Volkslied-Arbeit vom Kiem Pauli und das Aufblühen von Musik und Gesang, gerade auch im Tegernseer Tal, kann man heute gut unterscheiden, was ein alpenländisches Volkslied - und was ein Heimatlied ist.
Was gefällt, wird und soll gesungen werden.