Der Altmeister der Mundartdichtung - Franz von Kobell und sein "Brandner Kasper"
„Der Brandner Kasper is a Schlosser g’west und hat bei Tegernsee a kloas Häusl g'habt, hübsch hoch ob’n am Albach, wo mar auf Schliersee nübergeht.“ So beginnt die Geschichte von Franz von Kobell, die heuer 150 Jahre alt wird. Sie erschien erstmals 1871 in den „Fliegenden Blättern“, illustriert von seinem Freund Pocci. Franz von Kobell wollte den Boandlkramer als Freund sehen, der die Menschen in ein besseres Jenseits begleitet.
Eine frühe Bühnenfassung von 1933 stammt von Eduard Stemplinger, er nannte sie „Die Tegern-seer im Himmel“. Die Musik dazu schrieb Gottlieb Rüdiger. Die Erstaufführung ging im Gasthof „Herzog Maximilian“ in Gmund über die Bühne. Der bekannte Musikkritiker Alexander Berrsche schrieb damals: „Überhaupt war die ganze Aufführung in ihrer Art etwas Vollkommenes, das sich mit nichts Gewohntem vergleichen lässt.“ Schauspieler waren Sepp Obermüller als Brandner Kasper und Roman Riesch als Boandlkramer u. a. 1934 stellte Josef Maria Lutz seine erfolgreiche Bühnenfassung vor. Er verwandelte die Erzählung in eine Art szenischen Bilderbogen, und er hielt sich genau an die Vorlage.
1975 dann die Premiere „Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“ im Residenztheater in München. Diese Inszenierung von Kurt Wilhelm sprengte alle Rekorde, sie wurde auch verfilmt. Die Besetzung ist vielen unvergessen, ob ein Fritz Strassner, Toni Berger, Gustl Bayrhammer, Heino Hallhuber u. a. Und nicht zu vergessen die alten Verfilmungen mit Carl Wery und Paul Hörbiger. Völlig unbeabsichtigt, im gleichen Jahr 1975, organisierte und inszenierte Manuela Metz den „Brandner Kasper“ in der Fassung von Anton Maly. Bei der Aufführung wirkten neben Profis, wie z. B. Marianne Lindner, Ludwig Schmid-Wildy und Helmut Alimonta, auch einige Lokalpolitiker und Bürgermeister mit. Gespielt wurde in Tegernsee, Bad Wiessee und in Landau an der Isar.
Der Brandner Kasper wurde auch in jüngerer Zeit immer wieder aufgeführt, die alten Fassungen wurden meist nicht erreicht.
Der 1803 in München geborene Franz von Kobell war ein Glückskind, er erfuhr schon in jungen Jahren viel Anerkennung, und im Alter von 21 holte er sich auch den Doktortitel als Mineraloge. Mit 22 Jahren wurde er Professor an der "Ludwig-Maximilian-Universität" in München. Er schrieb Theaterstücke, Mundartgedichte, Schnaderhüpfel, er spielte Zither, sammelte Volkslieder, pflegte die Jagd und das Scheibenschießen. Nach seiner Hochzeit 1826 fuhr er mit seiner Frau mit dem Postillion an den Tegernsee. Hier interessierte ihn besonders das Öl vom Tegernsee. Nach einem erfüllten Leben begab er sich 1882 nach Bad Kreuth zur Kur. Karl Stieler widmete ihm den Vers:
„Und allweil freuts mi, wenn i 'n siech:
Sei Joppen halbet offen;
Wenn koaner auf der Jagd was trifft,
Der hat sein Gamsbock troffen.“
Dann hat ihn doch der Boandlkramer getroffen, im November 1882 verstarb er, im „Alten südlichen Friedhof“ in München wurde er begraben.