Sommerfrische
Mit den Wittelsbachern kamen auch die Gäste ins Tegernseer-Tal, und als die Bahn 1883 bis Gmund und 1902 bis Tegernsee fertig gestellt war, wurden die „Sommerfrischler“ immer mehr. „Verschönerungsvereine“ wurden gegründet und die örtliche Werbung begann. In einem Tegernseer Ortsführer von 1912 steht: „Tegernsee als Sommerfrische, schon zu allen Zeiten wegen seiner Lieblichkeit besungen, gilt mit Recht als das Juwel der Bayerischen Alpen." Auch der am Tegernsee weilende Schriftsteller Wilhelm Stücklen schreibt um 1900: „Während des Sommers geht man durch Tegernsees Hauptstraßen und grüßt sich ein Loch in den Lodenhut.“
Stellwagen und Postkutschen verkehrten von München nach Tegernsee und Bad Kreuth. Pensionsbesitzer kauften in Gmund an der Mangfall schmale Grundstreifen um von dort mit Ruderbooten die Gaste nach Tegernsee und Rotfach zu bringen.
Eugen Roth schreibt:
„Urahn, Großmutter, Mutter, Kind
in dumpfer Stub beisammen sind.
Den letzten Raum, der sich noch bietet,
denn alles andere wird vermietet.“
Die eigenen Kinder zogen auf den Dachboden oder ins Gartenhäusl, alle Kammern wurden für die Sommerfrischler gebraucht.
„Die Fremden kemman, mit PS und mit Touropa roasens o, die Sommergäst glei vom Säugling bis zum Opa, preußeln tuats in jedem Nest.“
Ältere Einheimische erinnern sich noch an die „Touropa-Züge“, die alle 14 Tage junge und ältere Feriengäste nach Tegernsee brachten. Es gab die Tanzabende im Herzoglichen Sommerkeller und die Heimatabende im Hotel Guggemos.
Vieles hat sich verändert, die Touropa-Züge gibt es nicht mehr, die Heimatabende sind selten geworden. Statt Zimmer werden Ferienwohnungen vermietet, gefragt ist der Urlaub auf dem Bauernhof. Die Sommerfrischler werden Gäste genannt, so ändern sich die Zeiten!