Eisgalgen

Eiskeller und Eisgalgen

Im Jahre 2016 wurde in Bayern 500 Jahre Reinheitsgebot gefeiert. Auch Musik & Tradition widmete diesem aktuellen Thema im Heft 35, Februar 2016, einige Beiträge, u. a. „Hopfen und Malz, Gott erhalts“. Hier noch ein Nachtrag über die Eiskeller und Eisgalgen.

Früher war nicht das Brauen, sondern das kühle Lagern ein Problem, das Bier sollte ja länger haltbar sein. Bevor Carl von Linde die erste Kühlmaschine entwickelte, war man auf Eishäuser und Keller angewiesen und da brauchte man Natureis.

In Irrsee finden wir die erste Erwähnung von Eiskellern. 1796 wurden zwei Eisgruben vollendet, die eine im großen genannten Bierkeller, die andere im Haus des Konventgartens.

Die planmäßige Anlegung von Eiskellern für Bier kam damals auch in unserer Gegend auf. In München legten sich die Brauereien ihre Märzenkeller vor den Stadtmauern und an den Isarhochufern an. Der Name Märzenbier hängt mit den Brauzeiten zusammen. Das’ im Winter frisch gebraute Braunbier hieß Winter- oder Schänkbier, es war nicht so qualitätsvoll wie das für die Sommermonate eingesottene, stärker gehopfte Märzenbier. Für die Lagerung wurde Eis benötigt. In Orten wie Bad Tölz oder Wolfratshausen wurde das Natureis aus der Isar oder Loisach herausgeschnitten, in Tegernsee aus dem See. Orte, die nicht an einem Fluss oder See lagen, stellten ihre Eisgalgen auf. Ich kann mich noch gut erinnern, in jeder Ortschaft mit einer Wirtschaft stand so ein Gerüst. Es wurde im Herbst aufgebaut und im Frühjahr wieder abgebaut. Manche Wirte ließen es das ganze Jahr stehen.

Bilder: Archiv Beni Eisenburg
Bilder: Archiv Beni Eisenburg

Wenn mit dem Winterbeginn der Frost anhielt, wurde der Galgen mit Wasser bespritzt, so lange, bis die Eiszapfen richtig wuchsen. Waren sie groß genug, wurden sie abgeschlagen, auf Fuhrwerke verladen und dann in die Eiskeller geschaufelt. Heute kennt kaum noch jemand diese Eisgalgen.

Im Winter wurde auch das Eis an den Motorbootstegen aufgeschnitten und Eisblöcke herausgenommen, damit das Eis die Stempen nicht abdrückt. In Tegernsee war der Bootsbauer Bartl mit einer Art Wiegsäge, an der unten ein Gewicht hing, am Werk, als ein Urlauber stehen blieb und zum Bartl sagte: „Da haben Sie aber eine schwere Arbeit!“. Der Bartl entgegnete: „Geht scho, schwarer hats der, der da unt ziagt!“.

Beni Eisenburg

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